Stimm-, Sprech- & Sprachstörungen

Stottern und Poltern

Unter Sprachstörungen versteht man, wenn der Redefluss des Patienten betroffen ist, wie z. B. beim Stottern und Poltern. Klonisches Stottern ist durch Wiederholung von Lauten, Silben oder Wörtern gekennzeichnet. Tonisches Stottern liegt vor, wenn der Sprachablauf blockiert ist. In der Folge kann sich eine Dyskoordination zwischen Atmung und Stimmgebung entwickeln, verbunden mit Sprechangst und Vermeidungsverhalten. 

Charakteristische Symptome des Polterns sind ein schnelles, überstürztes Sprechtempo, mit Auslassungen, Veränderungen und Verschmelzung von Lauten, Silben oder Wörtern. Häufig erfolgen auch Wortumstellungen und Umschreibungen. Im Gegensatz zum Stottern tritt bei Konzentration eine Verbesserung des Sprechablaufs ein. 

Etwa fünf Prozent aller Kinder fangen plötzlich an zu stottern – die Gründe dafür sind oft psychisch. Doch genauso plötzlich hören 80 Prozent von ihnen bis zur Pubertät wieder auf. Nur wenn das Stottern viele Monate andauert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich verfestigt. Im Erwachsenenalter sind nur noch sehr wenige betroffen. Mit modernen Methoden und viel Geduld können auch erwachsene Stotterer ihre Sprachstörung bewältigen.

Stimm-, Sprach- und Sprechuntersuchungen

Stimm-, Sprach- und Sprechuntersuchungen dienen der objektiven Beurteilung von Sprach- und Sprechstörungen. Wir unterscheiden folgende Formen:

• Störungen der kindlichen Sprachentwicklung
• Zentrale Sprechstörungen
• Redefluss-Störungen
• Resonanzstörungen der Stimme

Die normale Sprachentwicklung sollte mit 4 - 5 Jahren abgeschlossen sein. Das bedeutet, dass ein Kind in der Lage ist, alle Laute richtig auszusprechen, dass es Sätze mit einfacher Grammatik bilden kann und einen kindgemäßen Wortschatz besitzt. Von einer Sprachentwicklungsverzögerung spricht man, wenn der zeitliche Ablauf der normalen Sprachentwicklung verzögert eintritt.

Sprachentwicklungsverzögerung 

Sie können mit folgenden Symptomen einhergehen:
• Fehlerhafte Aussprache (Dyslalie)
• Falscher Gebrauch von grammatikalischen Regeln (Dysgrammatismus)
• Eingeschränktes Bedeutungswissen (Semantik)

Nicht immer lassen sich Ursachen für eine Störung der Sprachentwicklung finden. Häufig liegen jedoch unerkannte Hörstörungen zugrunde.

Verschiedene Untersuchungen sind sinnvoll:

• Anamnese
• HNO-Untersuchung
• Heidelberger Sprachentwicklungstest
• Psycholinguistischer Entwicklungstest
• Ravensburger Test (Artikulation)
• Teddy-Test (Syntax und Grammatik)
• Reynell-Test (Sprachverständnis)

Zentrale Sprach- und Sprechstörungen

Zentrale Sprechstörungen werden durch hirnorganische Schädigungen verursacht und können sowohl vor als auch nach Abschluss des Spracherwerbs auftreten. Sie treten häufig in Kombination mit motorischen und sensorischen Störungen auf.

Folgende Maßnahmen sind sinnvoll:
• Anamnese
• HNO-Untersuchung
• Aachener Aphasietest (AAT)
• Redeflussstörungen (Stottern, Poltern)
• Stotterindex-Diagnostik

Resonanzstörungen der Stimme

Eine der häufigsten Resonanzstörungen ist die Rhinophonie. Bei der Rhinophonie, dem sog. Näseln liegt eine Störung von Stimmklang und Sprachfärbung durch unphysiologische Luftstromführung vor (z.B. bei Gaumenspalten, nach Mandelentfernung, bei Nasenpolypen).

Folgende Maßnahmen sind sinnvoll:
• Anamnese
• HNO-endoskopische Untersuchung
• Tonhaltedauer, Klang, Volumen, Amplitude der Stimme

Ihr Nutzen

Die frühzeitige Beurteilung von Sprach- und Sprechstörungen ermöglicht eine rechtzeitige Therapie. Insbesondere frühzeitige pädagogische und logopädische Förderung können die Sprachqualität nachhaltig verbessern. Das Wichtigste ist, sich nicht von Sprechängsten oder Hemmungen beherrschen zu lassen.